In Fantasy-Romanen gibt es Elfen, Orks, Drachen und Einhörner. Letztgenannte finden Sie nicht nur in Büchern und Filmen, sondern auch in der Realität. Denn wenn Sie sich mit der Gründerszene beschäftigen, hören Sie bald von Unicorn Start-ups. Als Unicorn bezeichnet man Start-ups, die einen Marktwert von mindestens einer Milliarde US-Dollar haben. Der Name leitet sich aus dem Englischen ab: „Unicorn“ bedeutet übersetzt Einhorn. Denn früher waren junge Unternehmen mit einer Milliarde-Bewertung genauso selten wie die namensgebenden Fabeltiere. Aileen Lee nutzte zum ersten Mal im Jahr 2013 den Namen Unicorn für spezielle Start-ups. Die Investorin zeichnete damit besonders wertvolle, junge Unternehmen aus. Damals gehörten sie zum Unicorn-Club, der nur 40 US-Firmen umfasste.Was ist ein Unicorn-Unternehmen?
Woher stammt der Begriff „Einhorn-Unternehmen“?
Einhorn-Unternehmen: Welche Voraussetzungen muss ein Startup erfüllen?
Damit ein Startup als Unicorn gehandelt werden darf, muss es eine Marktbewertung von mindestens einer Milliarde US-Dollar überschreiten. Wichtig: Die Bewertung muss vor einem Exit, also vor dem Ausstieg der Gründer und Gründerinnen oder Investoren und Investorinnen sowie vor einem Börsengang durchgeführt werden.
Diese Voraussetzung erfüllten vor zehn Jahren noch recht wenige junge Firmen. Deshalb wählte Aileen Lee die Bezeichnung Unicorn, um die Besonderheit und auch Einzigartigkeit zu unterstreichen. Heutzutage sieht die Situation ganz anders aus: Laut CBInsights gibt es weltweit über 1.200 Einhorn-Unternehmen (Stand: März 2023).
Vom Soonicorn zum Decacorn: Was ist was?
Neben Unicorn Start-ups bzw. Einhorn-Unternehmen haben sich in den letzten Jahren weitere Begriffe etabliert, um interessante Firmen positiv zu „brandmarken“. So gibt es zum Beispiel Soonicorns. Das sind Start-ups, die bald (englisch: soon) zum Unicorn-Unternehmen werden könnten. Die lange Schreibweise dafür lautet Soon-to-be-Unicorn. In Kanada werden Unicorn Start-ups auch als Narwhal-Start-ups bezeichnet, denn die Walart trägt wie Einhörner ein langes Horn auf dem Kopf.
In der Gründenden-Fachsprache gibt es auch Decacorns, also Zehnhörner. Damit sind Start-ups gemeint, deren Wert bei über zehn Milliarden US-Dollar liegt. Noch exotischer sind die Hectacorn-Start-ups. Diese Unternehmen knacken die Marke von 100 Milliarden Dollar.
Gleichgültig, ob ein Startup eigentlich ein Hectacorn oder Decacorn ist: Es lässt sich weiterhin als Unicorn bezeichnen, da es mindestens eine Milliarde US-Dollar wert ist.
Wie viele deutsche Unicorns gibt es?
2022 gab es in Deutschland mindestens 30 Einhorn-Start-ups. Bald könnten mehr existieren, denn in den letzten Jahren stieg die Anzahl der deutschen Unicorns an. Das liegt unter anderem am wachsenden Interesse von Investierenden an Gründerinnen und Gründern mit innovativen Ideen.
Hinzu kommt, dass in der Bundesrepublik ein aktiver Startup-Kosmos entstand. So unterstützen beispielsweise Bund und Länder mit Fördermittel die Entwicklung von neuartigen Geschäftsmodellen. Und die mediale Berichterstattung und TV-Shows wie „Die Höhle der Löwen“ unterstützen die Szene.
Diese deutschen Einhorn-Unternehmen sollten Sie kennen
Das derzeit am höchsten bewertete Unicorn-Startup „made in Germany“ ist Celonis. Das Münchner Unternehmen, das zu den Decacorns gehört, mauserte sich mit seinem Business Tool zum Weltmarktführer im Bereich Execution Management.
Auch DeepL aus Köln ist weltweit bekannt: Das Kölner Einhorn-Startup bietet einen Online-Dienst, der Texte in zirka 30 Sprachen übersetzt. Der Erfolg der Übersetzungssoftware basiert auf einer Technologie, die sogar das sehr gute Google Translate schlägt.
Im Jahr 2021 überschritt auch Clark aus Frankfurt die Milliardengrenze. Das InsurTech-Startup bietet Versicherungsdienstleistungen an, die hauptsächlich per Smartphone-App erledigt werden.
Ebenfalls im Jahr 2021 stieg die Berlin Brands Group in den Club der Unicorn-Unternehmen-Liste auf. Dem Gründer Peter Chaljawski gelang dieser Weg in rund 15 Jahren. Sein Konzept: Mit seinem Startup kreiert, entwickelt, kauft und skaliert er E-Commerce-Marken rund um den Globus auf.
Agile Robots ist eine Ausgliederung aus dem DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt), das seinen Sitz in München hat. Das Startup, das unter anderem Geld von namhaften Investierenden wie Sequoia Capital und vom C Ventures Fund erhielt, entwickelt Technologien, die Robotik und Künstliche Intelligenz (KI) vereinen.
Bekannte Unternehmen wie Danone, Bang & Olufsen und Zalando setzen auf Contentful. Das Berliner Unicorn-Startup entwickelte eine sogenannte Composable Content Platform, also eine Art Content Management System (CMS).
Weitere bekannte Einhorn-Start-ups aus Deutschland sind unter anderem Personio (Software für Personalverwaltungsprozesse), N26 (FinTech-Bank), Flixmobility (Fernbus- und Bahn-Betreiber), Enpal (Solaranlagen-Vermietung) und Lillium („Flugtaxi“-Entwickelnde).
Was zeichnet die Unicorn Start-ups aus?
Die meisten Einhorn-Unternehmen sind im Bereich Technologie und Software tätig. Die Startup-Teams traten oft mit der Vision an, klassische Prozesse durch digitale Lösungen schneller, besser und effizienter zu gestalten. Teilweise kreieren die Unicorns revolutionäre Konzepte, die es in dieser Form noch nicht gab.
Der Boom der Einhorn-Start-ups zeigt, dass sich die Welt im Umbruch befindet. Bestehende, teils Jahrzehnte alte Strukturen, werden disruptiv aufgebrochen und durch neue ersetzt. Es entstehen neue Märkte und neue „Big Player“. Apple, Google, Tesla, SpaceX oder Airbnb waren einst auch unterschätzte Start-ups und wurden später aufstrebende Unicorns – heute ist eine Welt ohne sie kaum noch vorstellbar.
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Themen: Unternehmen gründen